Volkan Vural | Hans-Josef Thouet | Prof. Dr. Hildegard Reiz | Prof. Dr. Hans Brög |
Botschafter der Republik Türkei | Honorarkonsul der Republik Türkei | Kulturdezernentin der Stadt Aachen | Gerhard-Mercator-Universität Duisburg |
Zu den Bildern von Elvira Geisselhardt
Aachen, im April 1990
Der bildnerische Anlaß:
Das Sammeln alter Stickereien aus der osmanischen Kultur und der Respekt
vor dem Fundstück stehen am Anfang. Für solche Relikte, die längst
aus dem einmal gedachten ästhetischen Kontext herausgelöst und
damit unvollständig und sogar belanglos erscheinen, werden neue,
ausdrücklich nicht museale Zusammenhänge gesucht und erfunden.
Der bildnerische Weg:
Das Komponieren beginnt mit dem ästhetischen Charakter der Fundstücke,
knüpft an den Formenkanon, die Farbigkeit und die textile
Materialqualität an, vollzieht mit verwandten bildnerischen Mitteln
die Einbettung des erhaltenen Details in ein neues Ganzes von eigenständiger
Bildqualität.
Das bildnerische Ergebnis:
Jedes Bild ist eine Collage, indem Materialformen und -strukturen
unterschiedlicher Herkunft zu einer Synthese gebracht werden. Jedes Bild
ist eine Sammlung, indem ausgewählte Stücke alter osmanischer
Textilkunst in ihm zur Geltung gebracht werden. Jedes Bild präsentiert
eine Auswahl aus dem Gesammelten in neuem Kontext. Das Bewahren der Fundstücke
und der Respekt vor dem schon Gestalteten halten sich im Gleichgewicht mit
der bildnerischen Absicht, eine eigene Aussage in der bildnerischen
Erscheinung und Wirkung zu gewinnen und zu bewirken. Die alten, einer früheren
Existenz angehörenden ästhetischen Zusammenhänge werden
vernachlässigt, die in der Vereinzelung stärker hervortretende ästhetische
Qualität wird überhöht, akzentuiert. Eine Komposition
entsteht, ein selbständiges neues Gefüge mit je eingenem
Ausdruckswert.
Die Fundstücke alter osmanischer Stickereien zu entdecken, zu sehen, zu würdigen und zugleich zum Gegenstand einer Aussage zu machen, verlangt nach Einfühlungsvermögen, Selbstdisziplin, Respekt und innerer Freiheit, nach Souveränität, die das gestaltende Ich in den Dienst einer schon intonierten Idee, einer schon vorvormulierten Aussage, einer schon angedeutenden Bildidee stellt.
In diesen Bildern von Elvira Geisselhardt wird eine Zusage an eine überlieferte
Kultur gemacht. Ihre Erscheinungs- und Erinnerungsbilder werden in
bildnerischen Kompositionen anschaubar gemacht. "Zwischen den Zeilen
geschrieben" sind Geschichen und Märchen, Träume und
Erlebnisse.
Prof. Dr. Hildegard Reiz
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